Geschichte der Drehkoite
Allgemeine Infos zur Drehkoite | Geschichte | Ausstellung
465 Jahre Drehkoite
Dieser lange Zeitraum ist gleichbedeutend mit fast ebenso vielen Jahren körperlich schwerster Arbeit. Ja, schwer und hart arbeiten mußten sie schon, die Bewohner von Girkhausen im Wittgensteiner Oberland, zumal nach der Reformation die reichlich fließenden Geldquellen aus den Wallfahrten zum Marienbild gänzlich entfallen waren.
In den Sommermonaten lebte man von den mehr oder weniger kargen Erträgen der Landwirtschaft, teilweise von der Köhlerei, später arbeiteten die Männer die Woche über im Sauerland als Bauhandwerker und kehrten nur an den Wochenenden für wenige Stunden in den heimatlichen Ort zurück.
Während der langen und strengen Winterzeit ruhte natürlich auch dort die Bautätigkeit und die Girkhäuser Männer suchten notgedrungen auch für den Winter Verdienstmöglichkeiten. Die Lösung war die Herstellung von Gebraucht- gegenständen aus Holz, die bereits seit 1531 dokumentiert ist. Aus dem uns vor allem überlieferten Zeitraum des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, wissen wir, dass die gesamte Familie einschließlich der Kinder mitarbeiten musste. Noch um 1900 gab es in Girkhausen fast in jedem Haus eine Drehbank oder einen “Löffelstock”. Erst 1922 hielt die erste motorgetriebene Drehbank ihren Einzug im Dorf. Und als man 1956 die letzten alten Drehbänke aus den Häusern verbannte, geschah dieses bestimmt mit Erleichterung.
Die Löffelschnitzer
Das Löffelschnitzen war an sich eine Nebentätigkeit der Schüsseldreher. Als Löffelholz eignete sich das Abfallholz vom Schüsseldrehen und das Buchenholz, von dem es ja in den heimischen Wäldern genug gab. Zur Löffelherstellung wurden von einem entsprechend langen Baumabschnitt Holzscheite abgetrennt und mit der Axt auf die grobe Löffelform zugehauen.
Mit einem speziellen breitschneidigen Beil wurde sodann der Holzscheit auf die genaue Löffelform zugehauen. Die Löffelhöhlung erreichte man zunächst mit dem “Hohlbeil”. Mit dem ebenfalls halbrund geformten “Höhlmesser” wurde die Löffelhöhlung geglättet.
Der äußere Löffelkopf wurde mit dem großen “Kopfschnitzer” bearbeitet. Bei der Bearbeitung des Löffelstiels fanden die verschiedensten “Schnitzmesser” ihre Verwendung. Ein guter Löffelschnitzer konnte (musste) an einem Tag bis zu 25 Löffel herstellen. Die Herstellung von Löffeln erfolgt noch heute in Girkhausen, allerdings mit teilweisem Maschineneinsatz.