Ein Dorf im Wittgensteiner Land

Rewweln und Löffeldiplom in Girkhausen

Karl Pöppel schreibt in seinem Buch „Da mach noch eener“ über das Rewweln:

Das Rewweln hat seinen Ursprung genommen Mitte/Ende des vergangenen Jahrhunderts. Rewweln ist das Essen von Schnaps und Honigkuchen.
Die Entstehung der Bezeichnung „Rewwel“ ist nicht genau bekannt. Es gibt mehrere Vermutungen darüber, wie sie zustande gekommen sein könnte oder abgeleitet worden ist.
Auch früher ist in der Adventszeit für die bevorstehenden Festtage gebacken worden. Damals wurde Kuchen noch vielfach aus Hafermeh gebacken und Brot im alten Hausbackofen und auch schon Plätzchen. Es entstand auch schon mal ein Gebäck, welches nicht geraten war. Es zerbach, zerfiel oder zerkrümelte. Die damalige Armut erlaubte es nicht, dieses einfach in den Mülleimer zu schütten. Diese Reste wurden einfach mit Schnaps übergossen und verzehrt, gerewwelt. Es ist anzunehmen, dass so die Bezeichnung „Rewwel“ von Krümel (Trewel) zustande oder abgeleitet worden ist.

Irewwelnn Girkhausen traf man sich an den Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr zum „Rewweln“. Beim Rewweln sollten Streitigkeiten beseitigt und sich wieder vertragen werden. Jeder brachte Schnaps zum Rewweln mit, der dann in einer Schüssel „einer Scheppe“ mit Honigkuchen oder anderem Gebäck zusammengeschüttet wurde. Seit einigen Jahren hat der Verkehrs- und Heimatverein Girkhausen diese alte Girkhäuser Tradition wieder aufgegriffen und veranstaltet sein Rewweln in Drehkoite auch in den Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr. Das Rewweln dient heute nicht mehr zu Beseitigung von Streitigkeiten sondern zur Geselligkeit.

Heute ist der Rewwel ein würziges, alkoholhaltiges Getränke mit einem Alkoholgehalt um 32%. Es besteht aus mehreren Schnapssorten, die nach verschiedenen Rezepten gemischt werden. Die Hauptbestandteile sind Rum, Kümmel-Likör und Korn.

 

Das Girkhäuser Löffeldiplom

Während des Rewwelns in der Drehkoite wird parallel das „Girkhäuser Löffeldiplom“ unter Anleitung des Girkhäuser Schreinermeisters Hartmut Riedesel (bis 2014 Schnitzer Eduard Trippe, verstorben in 2021) von einer bekannten Person des öffentlichen Lebens absolviert. Bisher wurde diese urtypische Girkhäuser Auszeichnung seit 1995 (ab 2005 regelmäßig) bereits zum 18. mal erworben. Erfolgreiche Besitzer des „Girkhäuser Löffeldiploms“ unter anderem sind: Landrat Andreas Müller, Landrat a.D. Paul Breuer, die Landtagsabgeordnete Anke Fuchs-Dreisbach, der Berleburger Bürgermeister Bernd Fuhrmann, der ehemalige Girkhäuser Ortsvorsteher Eberhard Lauber, Ute Schlapbach von der Westfalenpost, Forstdirektor Johannes Röhl von der Wittgenstein-Berleburg´schen Rentkammer, S.D. Gustav Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg, der Chef der Brauerei Bosch aus Bad Lassphe Hans-Christian Bosch, Hüttenwirt Jörg Dienst aus Hoheleye, Schreinermeister Gerd Mertesacker aus Leutersdorf, Kerstin Lauber von der Volksbank Wittgenstein und Holger Saßmannshausen von der Sparkasse Wittgensein.
Im Jahr 2022 schloss Daniel Seyfried, Jugendreferent des Kirchenkreises Wittgenstein erfolgreich seine Prüfung zum „Girkhäuser Löffeldiplom“ ab.

In dieser Übersicht sind alle bisherigen Inhaber des Girkhäuser Löffeldiploms aufgeführt.

Bilder vom letzten Rewweln und der vergangen Jahren gibt es jeweils in einer Galerie hier: 2014, 2015, 2016, 2017, 2018, 2019, 2022 und 2023.

Aufgrund der Gefährdungslage durch das Corona-Virus musste das Rewweln mit dem Girkhäuser Löffeldiplom in 2020 und 2021 leider ausfallen.